TEXT ZUR AUSSTELLUNG IN DER GALERIE FREIHAUSGASSE

 

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Die Gefäße von Roland Summer stehen in der uralten Gefäßtradition der Menschheit. Sie zeugen von schlichter Stille. In ihnen findet sich formal und technisch eine Synthese verschiedener Kulturen: das Aufbauen der Stücke in verschiedenen Aufbautechniken, wie sie in Afrika oder im präkolumbianischen Amerika angewandt wurden, das anschließende Polieren der Oberflächen im lederharten Zustand und das Versehen mit einem Überzug von ”terra sigillata” (= Glanzton), wie in den Mittelmeerländern üblich, und schließlich der (ursprünglich japanische) Rakubrand. 
Dabei entwickelte Roland Summer die Technik der VERLORENEN GLASUR, bei der nach dem Rakubrand die Glasur vom polierten Stück wie eine Eierschale abspringt und die Zeichnung der Räucherung hinterlässt. Stimmung und Charakter eines Gefäßes sind als Arbeitsergebnis immer individuell: es sind nicht endende Variationen von ästhetischen Neubildungen. Tradition als die ständige, jedoch nicht starre Wiederholung des schöpferischen Aktes, verbunden mit der Freude am Experiment sind die beiden Parameter für Roland Summers persönlichen künstlerischen Ausdruck. 

Der amerikanische Keramiker und Mentor Kenneth R. Beittel schreibt: ”Töpferei ist die demütigste der Künste. Am besten ist sie, wenn sie Erd-ehrlich ist. Das beinhaltet Ehrlichkeit im Entstehungsprozess, Feuer-Ehrlichkeit, Ehrlichkeit im Selbst-Sein. Ein Anfänger wird eine Schale strapazieren, bis sie bricht und entdecken, dass ein Topf aus Nichts entsteht – und Erde... Bloßer Ausdruck besitzt keine Tiefe, verglichen mit Felsen und Bergen, Sand und Meer, welche vom Sein und Dasein sprechen. Formen erneuern sich durch subtile Unterschiede in ihrer Individualität... Die Gestalt des Nichts und des Raumes ist rund. Die Bewegung von Hand und Arm, Kopf und Rumpf, Körper und Geist sind rund”. 
Diese Worte treffen den Kern der Empirik: ein auf Erfahrungswerten basierender Weg, der analytische Methoden und technisches Wissen zwar als Werkzeug benutzt, dessen Energie aber emotional und spirituell ist, also auch nicht studierbar oder käuflich.
(S. Fukuda-Chabert in NEUE KERAMIK 3/00)

 

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