DIE WIRKUNG DES UNSICHTBAREN
Zur Keramik von Roland Summer von Petra Oxana Lutnyk
Die Freude, den Gef��en von Roland Summer zu
begegnen, l�sst sich mit der Wiederentdeckung eines alten, verwandelten
Freundes vergleichen. Unsere �berraschung und Bewunderung gilt zun�chst
der Selbstverst�ndlichkeit, Kraft und Sch�nheit, die sie ausstrahlen
begleitet von einer Zur�ckhaltung, die sich ihres Wertes durchaus bewusst
ist.Der Kundige liest
schnell die Ankl�nge an die Antike, an alte amerikanische, afrikanische
und japanische Kulturen in den Techniken des Aufbauens, des Rakubrandes,
den archaischen Formen und den polierten, mit
terra sigillata
�berzogenen Oberfl�chen.
Derartige Synthesen spiegeln die positiven Seiten der globalisierten Welt
und lassen es nur selbstverst�ndlich erscheinen, dass man Roland Summers
Arbeiten in beinahe allen europ�ischen L�ndern, sowie in Asien, Amerika
und Australien in wichtigen Ausstellungen und Wettbewerben und in durchaus
guter Gesellschaft wiederfindet.
Diese N�he zu den
gro�en archaischen Kulturen ist f�r ihn kein �sthetisches Ph�nomen,
sondern Ausdruck einer Haltung, bzw. Affinit�t zu einem anderen
Wertesystem und zu einer signifikant anderen
Kultur der Zeit.
Ablesbar ist dies in seinen immer wieder-kehrenden Entscheidungen f�r
�zeitraubende� und un�konomische Prozesse wie dem h�ndischen Aufbauen,
Polieren und Rakubrennen.
Zur�ck zur urspr�nglichen Begegnung mit dem
Objekt. Vielleicht gelingt es uns durch n�here Betrachtung herauszufinden,
wodurch seine Wirkung entsteht. Das Skulpturale, Monumentale und
Architektonische, das Roland Summer in den an sich vertrauten Gegenstand
legt, l�sst seine Herkunft von der Architektur nicht leugnen. Von
klassischen Vorbildern habe ich bereits gesprochen, doch finden sich in
seinen Objekten kaum merklich aus dem Lot balancierte Proportionen. Bei
seinen Vasen schweben Bauch und Schulter auf einem im Verh�ltnis zu
Gewicht und Volumen filigranen Fu�. Der energetische Druck der gespannten
Form �ber dem zarten Fu� l�sst seine Arbeit un�bersehbar pr�sent wirken.
Die kalkulierte Unregelm��igkeit der h�ndisch aufgebauten Form l�sst
gerade wegen der Strenge der Linien etwas Lebendiges mitschwingen.
Gr��e und Gewicht
seiner Objekte sind respekteinfl��end und daf�r verantwortlich, dass sie
trotz der Anziehung und Sinnlichkeit der polierten Oberfl�che eine k�hle
Distanziertheit zum Betrachter wahren. Sie wollen nicht in die Hand
genommen werden, aber die schimmernd - transparente Oberfl�che l�dt zum
Tasten und F�hlen ein. Ohne sich bewusst zu werden erlebt man dadurch die
M�glichkeit mit Hilfe des �u�eren mehr �ber das Innere zu erfahren. Man
erahnt im Greifbaren das Verborgene (1). Summers Arbeit kann als Vorschlag
verstanden werden, uns unseres materiellen,
raum- und zeitabh�ngigen Daseins und
unserer Koexistenz mit der Welt der Dinge mit ihrem archetypischen Gehalt
bewusst zu werden.
Diese Gef��e sind keine Gesch�pfe des Neonzeitalters, zu viel Helligkeit
irritiert sie. Sie f�hlen sich wohl im Halbschatten. Dort ertastet der
Blick die Oberfl�che, sie gibt nicht wirklich Halt, hat etwas Weiches,
Zartes und Schattiges. Ohne Schatten kein r�umliches Sehen, keine Tiefe,
keine Geschichte. Bei manchen Gef��en erinnert sie an die zeitlose Patina
unbemerkt verflossener Zeit. Sie l�sst genau die Ungewissheit zur�ck, die
zur Bildung von Vorstellung unumg�nglich ist. Denn Wahrnehmung bedeutet
Sch�pfung - und Kunst muss f�r den Betrachter immer eine zu vollendende
Aufgabe enthalten.
(1)
K�kelhaus, Hugo: Dennoch Heute, Heidenheim 1956 (2)
Sturm, Eva: Was nicht zu sehen ist, Katalog: Wolfgang Reichmann
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