DAS LEERE DES GEF�SSES

 

Bei dem Volk von Navrongo in S�dafrika sind die Frauen T�pferinnen. In die Ehe bringen sie einige Dutzend Gef��e mit, �ber- und ineinandergestellt, durch ein Netz zusammengehalten. In einem der Gef��e befinden sich Amulette, schmuck und sonstige Wertgegenst�nde. Das ganze B�ndel, KUMPIO genannt, bildet den kostbarsten Besitz der Frau. Es wird, so wie sie es mitbringt, an einem Pflock an die Wand der H�tte geh�ngt, bleibt dort h�ngen und wird nie benutzt. Es darf nie in Gebrauch genommen werden. Die Frau w�rde ihre Seele verlieren, die Schutzgeister w�rden sich von ihr abwenden, wenn sie sich an einem dieser Gef��e zwecks Benutzung vergriffe, und sei es aus noch so dringlichem Anla�. Im �brigen aber t�pfern sie Gef��e, Kr�ge und Schalen f�r Haus und Nachbarn. Die Kumpio � Sammlung aber ist unber�hrbar, tabu. Und nur so lange, als ihr Tabu geh�tet wird, k�nnen die Gebrauchsgef��e ihren Zweck erf�llen. Erst beim Tode der Frau werden sie zu den Opferhandlungen verwandt und wandern mit ins Grab. Im Kumpio wird das Umgreifende und Bewahrende, das Bergende des Gef��es verehrt, sein Wesentliches: das unfa�bar Umfassende. Und in der Verehrung und nur in ihr hab ich teil an diesem Wesentlichen, als welches Laotse das Leere des Gef��es bezeichnete; habe ich teil am Umfassenden. Diese Verehrung aber geschieht nicht in begrifflichen Formeln, sondern dinghaft, im Bereich der greifbaren Sachen, in Handlungen. Die kolonisierenden Wei�en haben das nicht verstanden: dieses Tabu als Sinnwurzel der Zwecke. Sie haben gesagt: �In den T�pfen dort soll deine Seele sein? Pa� auf: Wir zerschlagen sie. Hast du etwas gesp�rt dabei ?�

 

 

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Aus Hugo K�kelhaus "DENNOCH HEUTE" (Heidenheimer Verlagsanstalt 1953)